Gletscher – im Wandel der Zeit

Gletscher werden im Ötztal seit jeher „Ferner“ (von „firn – fern – fert“ = verjährter, alter Schnee) genannt. Der Anstieg der Sommertemperaturen in den letzten 150 Jahren um etwas 1°C hat viele Alpengletscher um zum Teil mehr als die Hälfte reduziert. Warme Sommer kosten rund 5 – 7 m Eis am Gletscherende! Am Rotmoosferner bei Obergurgl lassen sich die früheren Gletscherstände an Hand der Moränenwälle genau verfolgen.

Seit dem Hochstand um 1850 und Wiedervorstößen um 1920 und 1980 haben sich die „Ferner“ merklich zurückgezogen. Doch wo das Eis weicht, bleibt keine Wüste. In typischer Abfolge wird das neue Land wieder von neuem Leben besiedelt. Die Gletscher - ein lebendes Naturexperiment.

Seltsame Gestalten mit skurriler Gerätschaft bevölkern das Rotmoostal. Biologen der Universität Innsbruck untersuchen im Detail, wo, wie schnell und welche Tiere und Pflanzen das eisfrei gewordenen Terrain besiedeln.


Wussten Sie…?

  • Die berühmte Gletscherwelt im NATURPARK ÖTZTAL ist derzeit von 67 Gletschern geprägt.
  • Gletscher nehmen derzeit 18% der Gesamtfläche des NATURPARKS ÖTZTAL ein.
  • Der Vernagtferner (Ötztal - Vent) wird seit 1600 als Forschungsobjekt für internationale Studien verwendet. Er ist somit der am besten dokumentierte Gletscher der Ostalpen („Wiege der Gletscherforschung“).
  • Die weltweit älteste Darstellung eines Gletschers (1601) ist ein Aquarell des Vernagtferners.
  • Der berühmte Gurgler Ferner (Ötztal - Obergurgl) diente als „Lebensretter“ für Professor Auguste Piccard, der 1931 nach seinem Stratosphärenflug auf dem Gurgler Ferner notlanden musste. Dies war der Beginn des Tourismus in Obergurgl.
  • Der höchste Berg Tirols, die Ötztaler Wildspitze (3.774 m) ist die höchstgelegene Vergletscherung im Naturpark Ötztal.
  • Gletscher dienen als DAS Süßwasserreservoir des Ötztales.


IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) - die weltweite Vereinigung von Klimatologen - und internationale Umweltorganisationen erwartet bis zum Jahr 2100 eine Beschleunigung des Klimawandels und Erhöhung der globalen Mitteltemperatur um 1,5 bis 5°C. Eisfreie Alpen und schmelzende Permafrostböden (dauergefrorene Böden, derzeit 5 % der Alpen) wären die Folge.

Die Kommission für Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften stellt in aktuellen Arbeiten fest, dass an einem einzigen warmen Sommertag Münchens Tagesbedarf an Wasser vom Vernagtferner (Ötztal/Vent) abschmilzt. Ein neuer Abschmelzrekord wurde 2003 verzeichnet. Die Jahresschmelze des Eisriesen kann die Stadt München für ein ganzes Jahr mit Wasser versorgen.